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Die geheime Location |
Gestern Abend waren wir zu Besuch in der Farmy Tavern, einem pop-up Restaurant mit geheimer Location irgendwo in Zürich. Für Leser, die Farmy nicht kennen, auf farmy.ch beschreibt man sich selbst als Online Hofladen und verkauft bio und regionale Produkte. Auf der Homepage heißt es:
Keine Zeit auf den Markt oder zum Bauern zu gehen?
Kein Problem! Farmy.ch bringt regional & verantwortungsvoll hergestellte Nahrungsmittel "vom Bauern nebenan" direkt zu Ihnen nach Hause.
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Farmy Stand |
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Interior |
Klingt nach einem tollen Konzept und ich bin sehr verlockt das auch mal auszuprobieren. Nun aber zurück zum Pop-up Restaurant. Hier hat sich Farmy mit dem Caterer Franzoli zusammen getan und bietet über mehre Woche Dinner und Sonntags Brunch unter dem Motto Erntedankfest. Anmeldung läuft über Mail oder Telefon und bei wemakeit findet man auch einige Informationen. Die ersten Foodblogs in Zürich hatten bereits darüber berichtet und meine Partnerin konnte noch für Mittwoch einen Tisch bzw. Platz ergattern.
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Improvisierte Küche |
Gespannt machten wir uns auf den Weg zur Location irgendwo im nirgendwo. Von außen sieht man nur eine Fabrikhalle und neben dem Transporter von Franzoli verrät auch ein Farmy Aufsteller, dass man richtig ist. Unsere Jacken wurden abgenommen und uns wurde unser Platz an der Tafel gezeigt. Wir wurden eingeladen einen Apero an der Bar zu nehmen. Zuerst schauten wir uns noch etwas die Location an. Sehr schön gemacht. Ein kleiner Stand von Farmy direkt am Eingang, da hinter wie eine Art Raumteiler zwei kleine Sitzecken. Rechts davon Bar, improvisierte Küche und Tafel sowie einige Tische und zur linken Seite ebenfalls eine große Tafel und mehrere kleine runde Tische zu etwa 4-6 Personen. Ich denke insgesamt dürfte die maximale Kapazität bei etwa 100 Gästen liegen. Die Tische war sehr schön eingedeckt und durch eine Mischung von Spots, Lampen und Kerzen ergab sich ein sehr schön harmonisches Licht. Etwas dunkel, aber sehr gemütlich.
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Bar |
An der Bar entschieden wir uns für einen Cocktail of the Week. Er bestand aus Vodka, Himbeermark/saft und Tonic. Garniert wurde das ganze von einem Blatt Minze und einer Scheibe Zitrone. Eine tolle Alternative, wenn man keine Lust auf die Klassiker wie Champagne hat, die selbstverständlich auch angeboten wurden. Für 14 Franken pro Glas war der Preis unserer Meinung nach im Rahmen, aber wir hätten uns ein besseres Tonic gewünscht. Meiner Meinung nach wäre Fever Tree hier eine tolle Kombination mit der Himbeere und dem Vodka eingegangen. Vielleicht probiere ich das Zuhause bei mir mal aus. Unseren Cocktail nahmen wir in eine der beiden Sitzecken ein. Man sitzt gemütlich und kann in Ruhe sehen, wie sich die Halle langsam füllt. Eine sehr schöne Sache, da wir sonst gerade am Anfang etwas einsam an der großen Tafeln gesessen wären.
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Cocktail of the week |
Als wir Platz nahmen, wurden wir nochmals nett von unserer Kellnerin begrüßt. Die Karte besteht aus zwei Menüs. Einem mit Fisch und Fleisch und einem Vegetarischem. Beide Menüs werden als 4 oder 5 Gang Menü verkauft. 4 Gänge zu 95 und 5 Gänge zu 105 Franken. Das fünf-gängige Menü enthält ein Dessert und eine Käseplatte und bei der Variante mit nur 4 Gängen muss man sich entscheiden. Ich bestellte 4 Gänge mit Fisch und Fleisch sowie Käseplatte und meine Partnerin 4 Gänge Vegi mit Dessert. Zum Trinken entschieden wir uns für einen Weißwein zum Start. Heute fiel die Wahl auf den Noblen Weissen vom Weingut Saxer. Eine sehr gute Wahl, wie sich später herausstellte. Frisch, leicht Säure und viel frische Stachelbeere. Hat uns sehr gefallen. Inzwischen wurde uns auch ein Brotkorb und Butter, Salz sowie Olivenöl serviert. Das Brot war wirklich ausgezeichnet. Die Butter fanden wir auch sehr toll. Leicht gesalzen, cremig weich und sehr gut im Geschmack.
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Jakobsmuschel |
Als Amouse bouche wurde eine etwa austern-förmige Schale gereicht. In meiner Version befand sich daran Blumenkohl mit Kapern und eine Jakobsmuschel. Eine schöne Kombination, besonders die Kapern haben meiner Meinung nach eine gute Verbindung zwischen Blumenkohl und Muschel geschaffen. Die Muschel war innen noch glasig und hatte eine tolle Qualität. Der intensive Geschmack nach Säure, wohl von einer Zitrone, trat leider manchmal etwas zu stark in den Vordergrund. Insgesamt aber ein sehr gelungener Auftakt. Die Version Vegi, hatte statt der Jakobsmuschel, ein weiteres Stück Blumenkohl mit einem Mantel von Kokosnuss Raspeln. Das gab dem ganzen Gericht einen etwas asiatischen Touch. Sehr gut, aber leider etwas weit weg vom Thema Erntedankfest. Hier hat man die Chance verpasst komplett im Motto zu bleiben, denn auch dünne Kürbis- oder Kartoffelfäden hätten eine tolle Hülle abgegeben.
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Vorspeise Forelle |
Die Vorspeise bestand in meinem Menü aus Forellenfilet auf lauwarmem Kartoffelsalat. Fisch war ausgezeichnet und sehr gut gegart. Der Salat von Kartoffeln war auch gut, aber nichts außergewöhnliches. Die eingelegten Gurken und der Dill-Yoghurt-Schaum war sehr gut. Eine schöne Vorspeise, die hauptsächlich von der Qualität der verwendeten Produkte lebt, aber meiner Meinung nach sehr gut zum Thema passte. Meine Partnerin erhielt einen Salat mit Fenchel und Birne. Auch sie war mit diesem Gang sehr zufrieden.
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Zwischengang Suppe |
Die Suppen zum Zwischengang war aus Peperoni. Sehr außergewöhnlich und eher selten für uns, aber sehr lecker. Die Peperoni wurde wohl stark geröstet und anschließend zur Suppe püriert. Meine Variante war mit einer Lammsalami und die meiner Partnerin mit Kichererbsenbällchen. Tolle wäre auch eine Kombination von beidem gewesen. Gut gefallen hat mir auch der Stangensellerie der noch in der Suppe war. Toller Zwischengang mit ausreichend schärfe und Würze. Unser Weißwein war nun nicht mehr ganz ideal, aber hat noch gut durch die Säure gepasst.
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Rehpfeffer |
Für die Hauptspeise hatte ich ein dunkles Bier bestellt. Ich hatte Lust auf ein Bier und hoffte das es sehr gut zu Rehpfeffer mit Eierschwammerln und Spätzchen passte. Das Bier war ausgezeichnet und auch mein Hauptgericht war sehr ordentlich. Leider war alles etwas sehr salzig und die Spätzchen hatten meiner Meinung nach zu viel Butter gesehen. Das Bier war eine gute Entscheidung für das viele Salz. Leider ist das Foto sehr schlecht geworden, aber ich hoffe man erkennt noch etwas. Generell war das Licht zwar sehr schön gedämmt, aber dadurch natürlich schwierig mit dem Handy noch vernünftige Bilder zu machen. Meine Begleitung hatte eine Polenta mit Kürbis (Butternut) und stark frittierten Zitronen. Die Zitronen war der erste echte Fehlgriff dieses Abends. Leider viel zu stark geröstet, sehr bitter und kaum noch nach Zitrone. Von der Menge auch viel zu viel und ein kleines Stück davon im Mund überlagerte allen anderen Geschmack. Hier war ich mit meinem Hauptgang deutlich besser bedient.
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Dessert |
Das Dessert für meine Partnerin war sehr ordentlich und bat tolle Variationen von Apfel und Rüben. Besonders das Eis hatte mir sehr gut gefallen. Die Panna Cotta war leider flüssig. Ich weiß nicht, ob es beabsichtigt war, aber mir hat das nicht gefallen. Insgesamt eine tolle Nachspeise, aber auch hier kleinere Ungereimtheiten. Leider war mein Käseteller ein Totalausfall für mich. Ich gestehe gerne ein, dass meine Erwartungen sehr hoch waren, aber das Gebotene war schon sehr schwach. Man erhielt einen kleinen Teller mit 4 Stückchen Käse und einen kleinen Kranz vom Geschmack zwischen Brot und Knäckebrot. Weder wurden die Käsesorten genannt, noch stand dazu etwas in der Karte. Der Weichkäse war noch am besten. neben dem Honig der der einzige Lichtblick des Gerichtes war. Auch die gereichten Chutneys haben mich auf ganzer Linie enttäuscht. Es gab drei verschiedene, doch alle waren sehr grob und hatten einen seltsamen scharfen Geschmack und eine Essignote. Wenn man schon sehr kleine Portionen Käse serviert, dann brauche ich auch nicht 3 kleine Gläschen voller Chutney mit mehr Inhalt als ich auf dem Käseteller habe. Die Chutneys sind ja eine gute Idee, aber wenn der Hauptteil der Käse nicht passt, ist alles andere verschwendete Liebesmüh. Besonders, wenn die Gemüsestücken, wie zum Beispiel Kürbis, so grob sind, dass man mehr Chutney als Käse auf der Kabel hat. Noch ein paar Tage davor hatte ich auf der gourmesse wunderbaren Käse probiert und auch gekauft. Das trübte das Bild mit Sicherheit auch noch etwas mehr. Der Gang war nichts besonderes und litt noch mehr unter meinen sehr hohen Erwartungen.
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Kleiner Käseteller |
Insgesamt war es aber trotzdem ein sehr toller Abend, der leider zum Ende etwas nachgelassen hat. Echt spannend und toll was Farmy und Franzoli da auf die Beine gestellt haben. Ich kann jedem den Besuch nur empfehlen. Der Service war jederzeit sehr nett, ab und zu hätte ich mir gewünscht, dass die Gerichte besser beschrieben werden (Käseteller). Die Atmosphäre war durch die Industriehalle und den Farmy Stand im Erntedankfest sehr gelungen. Das gedämmte Licht passte sehr gut, aber die Fotos leiden natürlich etwas. Am Ende bezahlten wir etwa 280 Franken, was sehr angemessen war. Daumen hoch Farmy und Franzoli!
Grüße
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