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Ey! |
Letzten Sonntag waren wir wieder in einem Pop-up Restaurant. Das Restaurant läuft untern dem Motto 10 Tage Ey oder auch Wir bitten Sie zu Tisch. Christof Rauber und Sandro Zinggeler arbeiten zusammen und wollen mit 5 Gängen alle Sinne ansprechen. Speisen werden keine verraten und auch sonst bleibt die Seite 10tage-ey.com eher geheimnisvoll. Gefunden hatte ich es auf Facebook und reserviert per Mail.
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Tafel |
Wir waren um kurz vor sieben dort und erhielten unser Platzkärtchen. Dies verriet uns auch wo wir sitzen werden. Der Innenraum sah sehr cool aus. Alles zwischen Schick und Baustelle hat seinen Platz. Auf jeden Fall wesentlich kleiner und intimer als bei Farmy's Pop up Dinner. Wir nahmen einen Cava als Aperitif aber es hätte auch Cocktails und andere klassische pre-Dinner Getränke geben.
Gespannt nahmen wir an der Tafel Platz. Wir als Paar gegenüber und da es nur eine lange Tafel gab sitzt man zwangsläufig auch neben neuen Leuten. Alle Gäste um uns herum waren sehr sympatisch und es war ganz unterhaltsam etwas Small Talk zu betreiben.
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Chip und Olivenöl |
Der erste Gang startete mit einem kleinen Chip und pulverisiertem Olivenöl, eingepackt wie ein kleines Drogenpäckchen. Ein kleiner Film über die weitere Zutat Ochsenherztomate wurde gezeigt und damit begann das Menü.
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Vorspeise |
Der erste Gang hat mir sehr gut gefallen. Die Idee mit dem Fühlen der Textur des Chips und des Olivenöls beim Verfeinern der Vorspeise hat mich begeistert. Ein toller Einstieg und man fühlt sich gleich sehr eingebunden. Die weiteren Zutaten unter anderem Frischkäse, Pestotupfer und Rotweinzwiebel brachten noch ein schönes Spiel zwischen Süße und Säure. Das Fühlen wurde, wie ich finde, sehr gut umgesetzt. Eine Alternative wäre natürlich auch noch Essen mit der Hand sein können, aber das ist ja doch nicht jedermanns Sache. Für den ersten Gang hatten wir uns für den offenen Weißwein entschieden. Passte sehr gut und mit 8 Franken fair bepreist.
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2. Gang |
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Menü an der Wand |
Der zweite Gang sollte nun unsere Nase besonders ansprechen. Kurzer Hand wurde einfach mit schwarzer Farbe an die Wand gemalt. Serviert wurde sardische Pasta mit Croutons, Mangold und einem Onsenei. Das Ei wurde wohl im Sous Vide Garer zubereitet und hatte eine herrliche wachsweiche Konsistenz. Das alleine roch schon sehr gut und hat auch super geschmeckt. Richtig intensiv wurde es aber dann als Rauch aus Einmachgläsern aufstieg. Den auf den Tischen wurden diese Gläser verteilt und anschließend fast gleichzeitig geöffnet. Es machte sich ein Duft nach Lagerfeuer oder Kaminholz breit. Hat den Gang gut unterstützt, am Anfang vielleicht etwas intensiv, aber das Aroma war nicht penetrant. In den ersten beiden Gängen wurde schon gut vorgelegt und wir war sehr gespannt was noch folgen würde.
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Fischgang |
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Das Gemälde |
Gang drei wurde durch das Aufhängen eines Bildes angekündigt. Am Kopf der Tafel stellten sich die beiden Gastgeber und erzählten uns das dieses Bild gemalt wurde von einem befreundeten Künstler. Es wurde inspiriert von unserem nächsten Gang. Es ging um das Thema Sehen. Der Teller war komplett weiß. Weißer Kabeljau, Blumenkohl als Creme und roh, sowie etwas Mandelsplitter. Schöner Gang und tolle Farbe, leider aber etwas schwächer als die ersten beiden Runden. Die Zubereitung war absolut in Ordnung, aber für mich hätte es etwas würziger sein dürfen. Auch wenn dieser Gang mehr den Sinn Sehen ansprechen sollte, fehlte mir etwas die Vielfalt. Der Crunch der Mandeln und des rohen Blumenkohls gaben nicht genug Facetten für meinen Geschmack. Der ganze Gang etwas zu einfach und zu neutral.
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Schmecken |
Für den Höhepunkt, den Hauptgang, sollte nun der Geschmack angesprochen werden. Ebenfalls mit schwarzer Farbe an der Wand wurde uns Beef Nose to Tail mit Kartoffel sowie Ramiro Peperoni angekündigt. Eine klassische Wahl, aber Nose to Tail machte mich dann doch sehr neugierig. Serviert wurde dann Entrecote und Fleisch vom Ochsenschwanz. Die Kartoffel war wohl püriert worden und zu einem Bällchen geformt, anschließend ausgebacken worden. Der Peperoni wurde zu einer dicklichen Creme verarbeitet und brachte noch zusätzlich etwas Würze auf den Teller. Das Fleisch war von hoher Qualität und einem Aroma nach Rind und fast schon leicht nach Wild. Ich vermute auch wieder aus dem Sous Vide Garer und einem Finish in der Pfanne. Wir tranken dazu ein Glas Rotwein, ebenfalls aus dem Offenausschank. Passte gut dazu. War kräftig und unterstütze das Fleisch, stahl dem Entrecote aber nicht die Show.
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Hauptgang |
Der Ochsenschwanz war eine nette Dreingabe, aber ich hatte mir etwas mehr Nose to Tail Komponeten gewünscht. Hier hätte Sandro Zinggeler ruhig mutiger sein dürfen. Etwas Bäckchen oder noch Zunge. Vielleicht wurde noch etwas mehr in den dunklen Jus eingearbeitet, aber das wurde dann nicht erwähnt. Trotzdem ein sehr toller Gang. Eben etwas klassisch und ruhiger, aber trotzdem der Höhepunkt des Menüs. Hut ab!
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Dessert |
Übrig blieb für das Dessert noch Hören. Eingedeckt wurde neben Besteck auch eine Augenbinde und wir wurden angewiesen uns für diesen Gang auf das Hören zu konzentrieren. Ein kleiner Schnappschuss ist trotzdem entstanden, entschuldigt die schlechte Qualität. Schon beim Servieren vernahm man ein leichtes Knistern. Auch im Mund waren kleine Knisterstückchen zu spüren und hören. Erinnerte mich etwas an Magic Gum aus meiner Kindheit. Das Dessert war unten Kakao als Crumble und oben auf Pomelo sowie eine kalte Creme aus Sellerie und Rahm. Am Rand war noch ein kleiner Streifen Karamell, der noch eine kleine salzige Note dazu brachte. Sehr spannend mit der Augenbinde. Ein super Finale und damit endete ein tolles Menü.
In meinen Augen war dieses Menü deutlich besser als bei Farmy's Pop up Dinner. Das Konzept war interessant und schlüssig, die Zubereitung echt gut. Hin und wieder dürfte etwas mutiger gekocht werden, etwa beim Hauptgang oder auch beim Fischgang. Für faire 110 Franken pro Menü wurde Küche auf sehr hohem Niveau geboten. Der Service war zudem sehr freundlich und professionell, aber nicht distanziert. Ein toller Abend!
Grüsse